Der Vinschger Sonnenberg
Dass dieser Sonnenberg mitten in Südtirol eine einzigartige Steppenvegetation aufweist, wissen jedoch viele nicht. Der knapp 50 Kilometer lange Berg zwischen Partschins und Mals ist eines der prägendsten Merkmale der Vinschgauer Landschaft: trocken, karg, von intensiver Sonneneinstrahlung fast versengt und vom berüchtigten „Oberwind“ gepeitscht. Hier muss sich die Pflanzenwelt mit durchschnittlich 500 Millimeter Niederschlag pro Jahr begnügen.
Der ausgetrocknete und humusarme Boden bietet kaum Nahrung für normale Vegetation, wie sie in diesen Breitengraden sonst üblich ist. Bodentemperaturen von bis zu 70°C im Sommer, strenger Frost und die – wegen der exponierten Südlage – fehlende schützende Schneedecke im Winter stellen die Pflanzen und Sträucher auf eine harte Probe. Um dennoch überleben zu können, hat die Flora am Sonnenberg raffinierte Anpassungsstrategien entwickelt: Steppengräser bilden den Grundstock der lückenhaften Vegetationsdecke, hinzu kommen bunt blühende Kräuter und zahlreiche zentralasiatische Pflanzenarten.
Besonderheiten in Flora und Fauna
„Der Sonnenberg ist eine floristische und faunistische Besonderheit“, schreibt der Südtiroler Ornithologe und Naturkenner Peter Ortner. „Hier erreichen viele südliche Arten ihre Nordgrenze, nordische ihre Südgrenze, womit dieser Landstrich ein Kleinod der europäischen Flora und Fauna darstellt.“
Wie so oft hat hier auch der Mensch wesentlich zum heutigen Erscheinungsbild der Landschaft beigetragen. Bereits die Römer hatten damit begonnen, den einstigen Buschwald zu roden, um größere Kulturflächen zu gewinnen. Die intensive Beweidung durch Schafe und Ziegen hat die Versteppung noch beschleunigt. Die abgeholzten Stämme sollen über die Etsch sogar bis nach Venedig gebracht worden sein, wo sie angeblich den Unterbau der Lagunenstadt bilden.
Auen von Schluderns
Ein gegensätzliches, aber nicht minder reizvolles Fleckchen Erde sind die Auen von Schluderns, die den Rest der einstmals typischen Landschaft des oberen Vinschgau darstellen. Sie wurden vor rund 30 Jahren unter besonderen Schutz gestellt und als Biotop ausgewiesen.