König Ortler
Der Sage nach soll es ein versteinerter Riese sein, der weitum sichtbar über den Dörfern Sulden und Trafoi thront. Die Ortler-Gruppe rund um den namensgebenden Hauptgipfel besteht aus zahlreichen vergletscherten Gipfeln, Graten und Flanken und ist Teil des Nationalparks Stilfserjoch. Der Ortler selbst weist drei markante Grate auf – Nord-, Süd- und Hintergrat – und zählt heute zu den bedeutendsten Gipfelzielen in Südtirol.
Die Geschichte des Alpinismus im Vinschgau ist eng mit Sulden und dem Ortler verbunden. Seine Erstbesteigung gelang dem Passeirer Josef Pichler bereits 1804, im Auftrag des Erzherzogs Johann von Österreich. Dennoch ist das bei Urlaubern und Bergsteigern nun so beliebte Gebiet erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts langsam aus dem Dornröschenschlaf erwacht.
Aufstieg auf den Ortler
Seither zieht das Ortler-Gebiet Bergfreunde aus allen Himmelsrichtungen an. Zahlreiche Routen führen hinauf auf den Ortler, viele davon sind jedoch wenig begangen. Der sogenannte Normalweg über den Nordgrat startet in Sulden und verläuft als Zweitagestour über die Tabaretta- und Payerhütte auf den Gipfel.
Eisige, steile und ausgesetzte Passagen machen den Aufstieg zu einer hochalpinen Gletschertour. Dazu kommt, dass sich die Verhältnisse durch den Rückgang des Gletschers stetig ändern. Ausreichend Bergerfahrung, entsprechende Ausrüstung und sichere Wetterbedingungen sind damit unabdingbare Voraussetzung für alle, die dieses Bergabenteuer wagen wollen. Gegebenenfalls ist auch die Begleitung durch einen ortskundigen Bergführer zu empfehlen.
Zu den höchsten und schwierigsten Wänden der Ostalpen zählt die Ortler-Nordwand. Durch Steinschlag, Séracs und stark schwankende Verhältnisse ist die Eiswand jedoch nur unter allerbesten Bedingungen begehbar und damit absoluten Bergspezialisten vorbehalten.
Die Welt von oben sehen
Nichtsdestotrotz lohnt sich der schwierige Aufstieg auf den Ortler. Schließlich wartet auf fast 4.000 Metern Meereshöhe ein unvergleichlicher Ausblick. Bei klarer Sicht reicht dieser über die Ötztaler Alpen, die Silvretta- und Berninagruppe und die Dolomiten.
Besondere Erwähnung verdient auch das Gipfelkreuz. Ein Gewittersturm hat 2012 das alte Kreuz aus der Verankerung gerissen, sodass es in die Tiefe gestürzt ist. Ein Jahr später wurde es durch ein neues, ausgesprochen schönes Edelstahlkreuz ersetzt, das Südtiroler Berufsschüler gefertigt haben.