So isst Südtirol
Denn wenn man es ganz genau nimmt, wird in Südtirol fünfmal am Tag gespeist – und das nicht zu knapp und nicht gerade fettarm.
Frühstück
Der Tag beginnt bei Herrn und Frau Südtiroler wie überall auf der Welt mit einer Tasse Kaffee, einem Brötchen mit Nutella oder Marmelade oder vielleicht auch mal ein Müsli. Das Frühstück unsere Großeltern sah da schon ganz anders aus: Brennsuppe aus Wasser, geröstetem Mehl und etwas Milch und dazu harte Brotstücke.
Neindern
Bei so einem Frühstück ist es kein Wunder, dass Oma und Opa um 9 Uhr schon wieder hungrig waren, schließlich waren sie in der Regel ja auch schon seit 5 Uhr früh auf den Beinen und im Stall. Während viele Normal-Frühstücker heute auf das „Neindern“ (dt. um 9 Uhr etwas essen) verzichten, hat es in manchen Berufsgruppen, vor allem bei Bauarbeitern, die körperlich hart arbeiten, nach wie vor Tradition. Früher gab es um 9 Uhr zum Beispiel etwas Schüttelbrot mit Käse, Kartoffeln oder in guten Jahren bzw. bei besonders schwerer Arbeit auch mal Speck oder Wurst. Heute gibt es zum „Neindern“ auch noch das klassische Speckbrot, immer öfter jedoch auch frisches Obst.
Mittagessen
Zu Mittag gab es zu Großmutters Zeiten Knödel und zwar tagein tagaus. Jeden Tag kochte die Bäuerin Fastenknödel. Die gab es mal mit Suppe, mal ohne, in schlechten Jahren ohne Speck, in guten manchmal mit. Daneben kochte sie gerne Erdäpfelblattln (frittierte Kartoffelfladen) mit Kraut. Fleisch gab es nur an besonderen Feiertagen, auch mit Wurst und Speck wurde sparsam umgegangen. Oft brachten die Kinder den Männern das Essen aufs Feld. Heute isst man zu Mittag am liebsten Pasta in allen Variationen oder auch andere italienische und internationale Köstlichkeiten.
Marende
Nach drei Mahlzeiten ist für die Südtiroler noch lange nicht Schluss. Denn am Nachmittag geht es zur Marende. Früher bestand sie aus Speck, wenn es denn einen gab, Käse und Brot und einem Glasl Wein. Heute ist man Speck und Käse als Marende nur noch wenn man in den Südtiroler Bergen unterwegs ist, sonst wird meistens ein Joghurt gelöffelt oder eine Banane gegessen.
Abendessen
Am Abend essen wir Südtiroler im Vergleich zum Rest Italiens sehr früh. Nämlich um ca. 19.00 Uhr. Die Großeltern haben in ihrer Kindheit wieder Knödel bekommen, auch mal in "plentener" Variation (mit Buchweizenmehl) und wenn Backtag war, gab es Krapfen mit Marmelade oder Tirtlan. Heutzutage geht es oft auswärts zum Pizzaessen, viele essen einen leichten Salat und manche ein heißes Süppchen oder wieder eine Pasta.
So mancher Südtiroler braucht also auch heute noch vier bis fünf Mahlzeiten am Tag, auch wenn sich die Zutaten geändert haben. Was zu Großmutters Zeiten auf den Tisch kam, kann man heute bei verschiedenen Spezialitätenwochen, in Landgasthäusern oder auf Bauernhöfen kosten. Guten Appetit!