Altreier Alternative zum Kaffee
Du hast noch nie etwas von Kaffeeanbau in Südtirol gehört? Kein Wunder – das Südtiroler Klima ist zwar mild, aber für den Anbau von „echtem“ Kaffee (Cafea) ist es nicht geeignet. Was aber in Altrei in Südtirols Süden wächst (und sonst nirgends so gut), ist die Lupinenart mit dem schönen botanischen Namen Lupinus pilosus Murr. Aus den Samen dieser blau blühenden Blume wird der Altreier Kaffee oder (im Dialekt) Voltruier Kaffee, eine lokale Spezialität und ein leckerer Kaffee-Ersatz hergestellt.
Echte Frauenpower
Früher war „echter“ Bohnenkaffee ein Luxus, den sich nicht jeder leisten konnte. Um ein kaffeeähnliches Getränk genießen zu können, stellte man aus heimischen Pflanzen wie Gerste, Zichorie, Feigen oder eben Lupinen einen günstigeren Ersatz-Kaffee her. Seit Ende des 19. Jahrhunderts werden in Altrei, im Herzen des Naturparks Trudner Horn, Lupinen angebaut, die hier besonders gut gedeihen. Beinahe wäre Lupinus pilosus Murr wieder aus Altrei verschwunden. Zum Glück ist das nicht passiert und der Dank dafür gebührt vor allem zwei Frauen: der Agrarwissenschaftlerin Andrea Heistinger und der Bäuerin Theresia Werth. Andrea Heistinger kam im Rahmen ihrer Dissertation 1999 in Kontakt mit der betagten Bäuerin Theresia Werth, die noch letzte Samen der vom Aussterben bedrohten Lupinenart besaß. Die Agrarwissenschaftlerin initiierte ein Projekt und es wurde der Verein der Altreier Lupinenkaffee-Anbauer gegründet, der nach wie vor sehr aktiv ist.
Lupinus pilosus Murr wird am Ende des Winters, etwa Mitte März, ausgesät. Die Pflanzen können bis zu 120 cm groß werden. Sie mögen sandigen und gut durchlässigen Boden. Mit ihren blauen Blütenständen und silbrig beharrten Blättern, die fingerförmig gegliedert sind, bieten sie einen prächtigen Anblick. Lupinen gehören zur Familie der Hülsenfrüchtler. Die länglichen braunen Hülsen mit zartem Flaum enthalten jeweils 2 bis 4 Samen.
Sobald die ersten Samen reif sind (ab etwa Ende August), werden sie geerntet und getrocknet. Danach werden sie geröstet und gemahlen – genau wie „echter“ Kaffee. Das gemahlene Pulver wird mit heißem Wasser aufgegossen und schon ist die köstliche Kaffee-Alternative fertig. Sie enthält kein Koffein, ist aber reich an Eiweiß und wichtigen Fettsäuren (Omega 3 und Omega 6) und duftet herrlich nach Haselnuss.
Die Samen der Lupine werden nicht nur für die Herstellung von Kaffee-Ersatz verwendet, sondern kommen auch bei Schokolade, Bier und Schnaps zum Einsatz. Die blauen Blüten verfeinern Tee und Käse. Auch die Köche der Region bringen den aromatischen Geschmack der lokalen Lupinenart in verschiedenen Gerichten zur Geltung. Auf dem Kürbishof in Guggal kannst du z.B. eine Dessertvariation mit Altreier Kaffee genießen.
Du hast Gusto bekommen und möchtest wissen, wie diese Kaffee-Alternative schmeckt? Die mit der besonderen Lupine hergestellten Produkte kannst du in der Altreier Filiale der Famiglia Cooperativa Cavalese kaufen oder über info@altreierkaffee.it per E-Mail bestellen. Seit Dezember 2022 zählt die Altreier Lupine zudem zu den Presìdi Slow Food Italia!