Besinnung auf traditionelle Weihnachtsbräuche
In Südtirol gibt es viele Traditionen, die Advents- und Weihnachtszeit bereichern. Diese Bräuche werden seit Jahrzehnten und oft sogar seit Jahrhunderten gepflegt: vom Krampuslauf bis zum Sternsingen, vom Klöckeln im Sarntal bis zum Neujahrsschreien im Ahrntal. Neben diesen Bräuchen mit Gesang oder Lärm gibt es auch 2 schöne besinnliche Traditionen, die wir euch gleich etwas näher vorstellen werden.
Ihr freut euch schon darauf, die Kerzen am Adventskranz anzuzünden, und das Schmücken des Weihnachtsbaums ist eines eurer liebsten Weihnachtsrituale?
Dann wäre das Räuchern in den Raunächten und das Aufstellen der Weihnachtskrippe vielleicht auch etwas für euch.
Diese beiden Bräuche werden nach wie vor von vielen Südtiroler Familien in der Zeit zwischen 1. Adventssonntag und Dreikönigstag gepflegt und verleihen Weihnachten einen ganz besonderen Zauber.
Räuchern
Die sogenannten Raunächte umfassen 12 lange Winternächte rund um Weihnachten, an denen laut Volksglauben die Grenzen zwischen Dies- und Jenseits besonders durchlässig sind. Ob die Raunächte von 24. Dezember bis 5. Jänner dauern, von 25. Dezember bis 6. Jänner oder vom Thomastag (21. Dezember) bis Neujahr – nun, das wird von Region zu Region unterschiedlich gesehen.
Zumindest einmal oder auch öfter wird jedenfalls während der Zeit der Raunächte ein uralter Brauch gepflegt: Beim Räuchern wird auf Südtirols Bauernhöfen das Räuchergefäß mit Harzen wie Weihrauch und Kräutern wie Salbei in Haus, Stall und Stadel (Scheune) getragen.
Der wohlriechende Rauch soll jeden Winkel reinigen und Haus, Mensch und Tier zusammen mit den dabei gesprochenen Gebeten vor Unheil schützen.
Wenn ihr jetzt neugierig aufs Räuchern geworden seid, solltet ihr euch auf der Website von Adelheid Walcher umschauen: Die Räucherexpertin bietet Räuchergefäße, Räuchermischungen und Zubehör sowie Wissenswertes rund ums Räuchern an.
Eine große Auswahl an Räuchermischungen mit Bio-Kräutern aus dem eigenen Anbau findet ihr auch im Hofladen oder im Online-Shop vom Kräuterschlössl in Goldrain.
Geisterstunde
In unserer Kindheit faszinierte uns an den Raunächten nicht nur das Räuchern: Unsere Großeltern erzählten uns, dass die Tiere in den Raunächten zu Mitternacht sprechen können. Man durfte aber ja nicht in den Stall gehen, um ihnen zuzuhören, weil dann ein Unglück geschehen würde. Und in einigen Raunächten soll auch die Wilde Jagd unterwegs sein: ein furchterregender Zug von Geistern. In diesen Nächten durfte auch keine weiße Wäsche aufgehängt werden, um nicht die Wilde Jagd anzulocken.
Ob Krampusse, Perchten & Co ihren Ursprung ebenfalls im Glauben an die Wilde Jagd bzw. an böse Wintergeister haben, ist umstritten. Für uns besaßen die Raunächte früher jedenfalls einen ähnlich magisch-gruseligen Zauber wie für unsere Kinder heute Halloween. Und für Erwachsene eignen sich diese besonderen Wintertage- und nächte hervorragend dafür, Altes abzuschließen und Neues anzufangen.
Das Kind in der Krippe
Einen eindeutig christlichen Ursprung hat die Weihnachtskrippe. Nach dem Lukasevangelium legte Maria das Jesuskind in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz war. Die Darstellung von Gottes Sohn in einer Futterkrippe, aus der sonst Tiere Heu fressen, faszinierte die Menschen schon im Frühchristentum. Die ersten Darstellungen zeigten nur das Jesuskind mit Ochs und Esel und ab ca. 500 n. Chr. auch die Heiligen Drei Könige. Erst im Mittelalter kam Maria dazu und noch später Josef.
Je nach Familientradition und Region bleibt die Weihnachtskrippe in Südtirol unterschiedlich lang aufgestellt: Teilweise wird sie nicht erst am 24. Dezember, sondern schon am 1. Adventsonntag aufgestellt – das Jesuskind wird jedoch erst am Heiligen Abend in die Krippe gelegt. Meist wird die Krippe am Abend des 6. Januars wieder abgebaut, manchmal bleibt sie aber auch bis zu Maria Lichtmess am 2. Februar stehen.
Holzschnitzkunst aus Südtirol
Vor allem in Gröden, aber auch in anderen Tälern wie dem Pustertal gibt es Holzschnitzer, die traditionelle und moderne Krippen herstellen. Und in Luttach im Ahrntal gibt es sogar ein Krippenmuseum. Besonders toll finden wir es, mit einer kleinen Weihnachtskrippe anzufangen, die aber jedes Jahr mit neuen Figuren erweiterbar ist. Über verschiedene Online-Shops könnt ihr die Südtiroler Krippen und Krippenfiguren auch bequem von zu Hause aus auswählen und bestellen. Und wer die Möglichkeit hat: Ein vorweihnachtlicher Familienspaziergang, bei dem gemeinsam Moos und Tannenzweige zur Verschönerung der Krippe gesammelt werden, macht Klein und Groß Spaß.