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28. September 2023

Almabtrieb in Prad am Stilfserjoch

Wer ihn einmal gesehen hat, möchte ihn nicht mehr missen: den Almabtrieb in Prad am Stilfserjoch. Jedes Jahr erblüht diese Tradition aufs Neue und bringt Jung und Alt zusammen, um der unfallfreien Zeit am Berg zu danken.  

Hoch über Trafoi, im Nationalpark Stilfserjoch im Vinschgau, an der Grenze zur Schweiz und mit einem atemberaubenden Blick auf die Engadiner Dolomiten und dem König Ortler liegt auf 2.273 Metern Höhe die Prader Alm.  Hier, knapp über der Baumgrenze, haben Vieh und Hirten die warmen Sommertage verbracht. Von Juli bis September grasten die Kühe der Rassen Fleckvieh, Grauvieh und Pinzgauer auf der Prader Almwiese, bevor es wieder zurück ins Tal und die heimischen Ställe geht.

Die Prader Alm
Die Prader Alm

Die Prader Alm füllt sich.

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Der kleine Weiher bei Stilfs
Der kleine Weiher bei Stilfs

Die Kühe ziehen Richtung Tal.

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Blick auf den Ortler
Blick auf den Ortler

In der Ferne sieht man die schneebedeckte Spitze des König Ortler.

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Start von der Prader Alm

Start ist um 8:30 Uhr von der Prader Alm. Bis dahin müssen Hirten und Bauern die 81 Rinder gebürstet und für den Abtrieb vorbereitet haben. Pünktlich geht es dann los. Allen voran marschieren die drei Leitkühe mit den Hirten. Relativ schnell geht es die Forststraße hinunter, vorbei an einem kleinen Weiher, an gemähten Wiesen und einem kleinen Kirchlein Richtung Stilfs. Das ständige Läuten der Kuhglocken kann man schon von weitem hören und jeder weiß, der Sommer ist bald zu Ende. Zu diesem speziellen Anlass haben sich die jungen Bauernburschen und Hirten fein herausgeputzt: Fast alle tragen schicke rot oder blau karierte Hemden, traditionelle Lederhosen und bunt geschmückte Lodenhüte. Aufgeregt schwingen sie die Stöcke und rufen laut, um die Herde anzutreiben.  

Die Leitkuh
Die Leitkuh

Bauern und Hirten beim Schmücken der Leitkuh.

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Die Hirten
Die Hirten

Die Hirten halten die Herde zusammen.

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Von Kuhglocken und Blumenkränzen

Bei der Stilfser Brücke angekommen, wird erstmals Halt gemacht. Hier werden die Kühe mit prachtvollen Blumenkränzen, kunstvoll geschmiedeten Glocken und schön verzierten Schellriemen geschmückt. Geflochten werden die Kränze von den Hirten und Bauern aus verschiedenen Gräsern, Zweigen und Bergblumen. Dabei verwenden sie Alpenrosen, Latschenkiefern und Silberdisteln, um nur einige der typischen Pflanzen zu nennen. Auch Bänder oder kleine Holztafeln mit Motiven aus dem Almleben oder lustigen Sprüchen werden aufgesteckt. Die drei Leitkühe, auch Kranzkühe genannt, führen die Herde an. Sie erhalten das größte Gesteck: ein prächtiges Blumenkreuz als Dank für den Schutz am Berg und eine große Glocke zur Abwehr böser Geister.

Naturgewalten am Berg

Der Almabtrieb war schon immer ein besonderes Ereignis. Schließlich lauerten oben am Berg so einige Gefahren und man wusste nicht, ob Hirte und Vieh den Sommer heil überstehen würden. Steiles und ausgesetztes Gelände oder unvorhersehbare Wetterumschwünge mit Hagel, Schnee und Wind sind nur einige der gefährlichen Naturgewalten. Gespannt wartete man, ob alle heil wieder ins Tal zurückkehren würden. Falls sich jedoch ein schweres Unglück ereignet hatte oder es besonders viele Verluste gab, so wurde das Vieh ohne Kranz hinuntergebracht. 

Typische Kuhglocken
Typische Kuhglocken

Die Kuhglocken dienen zur Abwehr böser Geister.

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Die Goaßlschnalzer
Die Goaßlschnalzer

Die Goaßlschnalzer mit ihren Peitschen.

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Prad am Stilfserjoch
Prad am Stilfserjoch

Der Festplatz in Prad am Stilfserjoch.

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Die Goaslschnöller und ihre Peitschen

Beim Almabtrieb zwischen Trafoi und Prad am Stilfserjoch geht es nun auf der Hauptstraße weiter. Die Straße ist eigens für das Ereignis gesperrt worden. Immer wieder halten Radfahrer und Wanderer an, um die Kühe zu bewundern. Vor der Ankunft ins Dorf gehen einige Hirten und Bauern, die sogenannten „Goaslschnöller“, vor die Herde und beginnen ihre „Goaßln“, lange Peitschen mit einem Nylonende, über den Kopf zu schwingen und laute Schnalzgeräusche zu erzeugen. Früher wurden diese Peitschen verwendet, um über weite Distanzen mit anderen Hirten zu kommunizieren, um die Herde anzutreiben und um den Frühling am Ende des Winters wieder zu wecken. Heutzutage treten die Goaselschnöller vor allem bei besonderen Ereignissen auf. Angelockt vom lauten Knall der Goaßln kommen immer mehr Dorfbewohner auf die Straße und beobachten das bunte Treiben.

Almabtrieb in Prad am Stilfserjoch
Almabtrieb in Prad am Stilfserjoch

Im Herbst kehren die Kühe von den grünen Almwiesen zurück in die heimischen Ställe.

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Die Feierlichkeiten in Prad am Stilfserjoch

Müde erreichen Vieh und Hirten nach einer 3,5-stündigen Wanderung endlich das Festgelände und die Feierlichkeiten können beginnen. Die Kuhherde wird auf eine eingezäunte Wiese geführt. Dort kann man sie während des Dorffestes noch betrachten, bevor sie wieder den Bauern zugeteilt werden. Traditionelle Speisen, Musik und Tanz sorgen für gute Stimmung und so endet auch dieses Jahr die Sommerfrische am Berg.

Text: Doro
Fotos und Video: Adam

Wir sind eine bunte Mischung aus naturaffinen, abenteuerlustigen und kreativen Redakteur*innen. Allesamt in Südtirol angesiedelt teilen wir die Liebe zum Schreiben und zum Fotografieren, zu den Bergen und zur Kultur. Unsere Leidenschaft ist es, ständig neue Geschichten zu entdecken, über Land und Leute, über Identität und Tradition, über Südtirols stille Orte und tausend Gesichter. Mit unseren Texten und Bildern wollen wir euch die Schönheit dieser kontrastreichen Region zeigen und eure Neugierde wecken. Aber vor allem wollen wir eins: euch zum Reisen inspirieren.

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