Naifjoch Vista eine Terrasse über Meran
Kaum im Büro angekommen, geht es auch schon wieder los, und zwar ins Wander- und Skigebiet Meran 2000. Auf uns wartet ein ereignisreicher Tag. Zum Glück ist das Wetter heute auf unserer Seite, denn die letzten Tage waren kalt und regnerisch.
Wir parken bei der Talstation Naif und nehmen die erste Seilbahn um 8:30 Uhr. So früh am Morgen ist noch wenig los und wir haben fast die gesamte Kabine der Seilbahn Meran 2000 für uns. Schnell gewinnen wir an Höhe. Häuser, Wiesen, Autos und Straßen werden kleiner und unser Blick schweift in die Ferne. Üppige Wälder wechseln sich mit grünen Hängen und satten Wiesen ab, bevor sie in kahle Bergspitzen übergehen – eine einzigartige und abwechslungsreiche Landschaft. Dann wird die Bahn langsamer und hält schließlich ganz an, denn wir sind bei der Bergstation Piffing angekommen. Kaum zu glauben, dass man in 7 Minuten 1.000 Höhenmeter überwindet! Aus der Bergbahn ausgestiegen, atmen wir kräftig durch. Die frische Luft lässt ein wohliges Glücksgefühl in uns hochkommen – wir genießen den Moment. Hier umgibt uns ein Kinderparadies: das Outdoor Kids Camp mit Holzkugelbahn, Tunnelrutsche und Trampolin. Gleich nebenan sorgt die Schienenrodelbahn Alpin Bob für jede Menge Spaß für Groß und Klein.
Die neue Kabinenbahn Naifjoch
Für uns geht es jedoch weiter, und zwar mit der Gondel der neuen Kabinenbahn Naifjoch bis zur Mittelstation und dem Aussichtspunkt Naifjoch VISTA. Dieser liegt unter Merans mächtigem Hausberg, dem Ifinger. Die Fahrt verläuft ruhig und leise. Nach nur wenigen Minuten erreichen wir unser Ziel: die Mittelstation der Kabinenbahn Naifjoch am Rande der Naif-Schlucht auf 2.030 Metern Höhe. Hier an der Abbruchkante des Naifjochs zum Naiftal gibt es eine geologische und geomorphologische Besonderheit: Der grauweiße Ifinger Granit wechselt zum roten Gestein des Etschtaler Vulkanitkomplexes, auch bekannt als Bozner Quarzporphyr. Diese besondere rote Farbe des Porphyrs findet sich auch in den Bauelementen der Bergstation wieder. Der leicht rötlich schimmernde Beton der Dachterrasse und die rostfarbene Verkleidung aus Cortenstahl greifen die Färbungen des roten Gesteins auf. Die Architekten ARTEC Vienna | Wien haben bei der Planung auch wirklich alles bedacht: Materialien, Form und Farben reflektieren auf einzigartige Weise die Schönheit der umliegenden Natur. Ohne aufdringlich zu wirken, gliedert sich die Kabinenbahn harmonisch in die bestehende Landschaft ein.
Naifjoch VISTA – ein besonderer Aussichtspunkt
Der Aussichtspunkt befindet sich direkt über der Mittelstation der Kabinenbahn Naifjoch. Eine mit verschiedenen braun-roten Sandtönen bemalte Treppe führt uns nach oben auf die weite Dachterrasse des Aussichtspunkts Naifjoch VISTA. Es scheint als steige man durch ein Tor zum blauen Himmel empor. Farblich perfekt abgestimmt auf die Erdtöne der Felsschlucht nebenan – von hell auf dunkel und wieder zurück.
Oben angekommen eröffnet sich uns ein gewaltiger Rundumblick über die Stadt Meran und die umliegende Bergwelt. Hier überkommt uns das Gefühl von Freiheit und Unendlichkeit. Wir nehmen auf eine der großen, runden Sitzflächen, die wie riesige Steine aussehen, Platz und halten kurz inne. Die Hektik der Stadt lassen wir mit jedem Atemzug mehr und mehr hinter uns. Wir schließen die Augen und lauschen auf die Geräusche der Umgebung. Eine frische Brise weht uns durchs Haar und in der Ferne hören wir vereinzelt die Kuhglocken läuten.
Wir öffnen wieder die Augen, und gehen zu den runden Guckkästen, um zu sehen, wer von uns die meisten Berggipfel errät. Viele sind uns tatsächlich bekannt: der Ortler, der Monte Cevedale, die Königsspitze und andere schöne 3.000er beeindrucken immer wieder aufs Neue. Dann wagen wir noch ein Erinnerungsfoto durch die Blende der großen Linse auf der Aussichtsplattform. Diese lässt sich durch eine Drehbewegung öffnen und schließen – der Fokus ändert sich und wir sehen viele spannende Fotomotive.
Wanderung zum Kleinen Ifinger
Eigentlich wollten wir gar nicht so lange auf der Plattform Naifjoch VISTA verweilen, aber bei so einer atemberaubenden Bergkulisse kann man einfach nicht anders. Von hier aus starten mehrere Wanderungen und Bergtouren wie jene zum Kleinen und Großen Ifinger, zum aussichtsreichen Missensteinerjoch, zur Plattenspitze oder zum Kratzberger See. Wir werfen ein Blick auf die Wanderkarten: Die Auswahl ist riesig. Schlussendlich entscheiden wir uns für den Kleinen Ifinger, der auf 2.552 Metern Höhe liegt. Der Normalweg ist gut gekennzeichnet und führt über den Ostgrat auf den Ifinger. Wir folgen dem Wegweiser Nr. 3 vorbei an der Waidmannalm. Dann geht es etwas steiler über einen aussichtsreichen Grashang weiter auf dem Weg Nr. 19A. Im Frühsommer muss es hier besonders schön sein, wenn die bunten Bergblumen die grünen Grashänge in ein buntes Blumenmeer verwandeln. Von weitem, am Fuße der Oswaldscharte und zwischen den Gipfeln des Ifingers und Plattingers, sehen wir den kleinen Turm des St. Oswald-Kirchleins herausragen. Das Kirchlein steht auf 2.365 Metern auf einer kleinen ebenen Almfläche und wurde dem Hl. Oswald zum Schutze vor Unwettern geweiht. Auch wenn kein direkter Wanderweg hinführt, entscheiden wir uns trotzdem dazu, einen Blick hineinzuwerfen. Wir haben Glück und können in ruhiger Zweisamkeit eine besondere, mystische Stimmung genießen.
Wieder am Wanderweg angelangt, gehen wir an der Kuhleiten Hütte vorbei und folgen der Beschriftung Nr. 19 bis wir eine Weggabelung erreichen: Links geht es zum Kleinen Ifinger, rechts zum Großen Ifinger, dem 25 m höheren Hauptgipfel, der jedoch nur mit Kletterausrüstung besteigbar ist. Der Weg schlängelt sich zum Gipfel hinauf, wird etwas schroffer und steiler, bis wir endlich auf dem lang ersehnten Kleinen Ifinger angekommen sind und mit einer Wahnsinns-Aussicht belohnt werden. Vor uns liegen die imposanten Gipfel des Ortlermassivs, der Adamello-Gruppe und der Brenta-Dolomiten bis hin zum Monte Baldo am Gardasee. Im Norden bestaunen wir die Texelgruppe, die Zillertaler und Ötztaler Alpen. Auf der Ostseite schweift unser Blick schließlich zum Rosengarten und anderen sagenhaften Dolomitengipfeln. Wir packen unser Fernglas aus, um diese raue Welt aus Gestein, Wasser und Schnee noch genauer zu betrachten. Wir bewundern den kunstvoll angefertigten Metalladler und wie er auf dem Kleinen Ifinger thront. Dann machen wir uns wieder auf den Weg nach unten.
Beim Abstieg knurrt uns schon der Magen, denn es ist schon nach Mittag. Wir kehren für eine kleine Stärkung in die Weidmannhütte ein, bevor es dann mit der Gondel und Bergbahn wieder hinunter ins Tal geht.