Ein heißer Abend auf kaltem Eis
Bei uns dreht sich dieses Mal alles um Eishockey. Wir sind live dabei bei einem Eishockeyspiel in Bruneck, das Spieler und Fans bis zum Schluss mit dramatischen Szenen und überraschenden Wendungen in Atem hält. Und wir dürfen einen Spieler des HC Pustertal interviewen und erfahren so, wie es einem Kanadier aus der Provinz Ontario im Südtiroler Pustertal gefällt.
Südtiroler Eishockey-Derby
An diesem Freitagabend im Dezember herrscht in der Intercable Arena in Bruneck schon vor Spielbeginn eine erwartungsvoll angespannte Stimmung, die niemanden kalt lässt. Beim Südtiroler Derby zwischen den „Wölfen“ des HC Pustertal und den „Füchsen“ des HC Bozen (HCB Südtirol Alperia) in der ICE Hockey League ist das Stadion mit 3104 Zuschauern bis auf den letzten Platz gefüllt und restlos ausverkauft.
In der länderübergreifenden ICEHL kämpfen 13 Mannschaften aus Italien, Österreich, Slowenien und Ungarn um den Titel. Dadurch gibt es viele hochklassige und spannende Spiele, aber das Derby zählt sicher zu den emotionalsten seiner Art.
Kurz vor und nach Spielbeginn ist die Fanszene des HC Pustertal in der berühmt-berüchtigten Rienzkurve von einem riesigen Banner in den Vereinsfarben Gelb-Schwarz bedeckt. Die Fans des HC Bozen Fans in Weiß-Rot sind auch zahlreich vertreten, aber rein farblich dominiert auch nach der „Enthüllung“ der Rienzkurve eindeutig Gelb-Schwarz in der Intercable Arena von Bruneck.
Im Eisstadion dröhnt die Musik aus den Lautsprechern und Stadionsprecher Patrick Kirchler, besser bekannt als „Patza“, heizt die Stimmung noch mehr an. Dann geht es endlich los, und wir sind zwar nur Zuschauer, aber fühlen uns ganz nah dran am Geschehen auf dem Eis: Immer wieder scheppert es in den Banden, und bald fällt das erste Tor. Rick Schofield bringt den HC Pustertal in der 9. Minute in Führung.
Kanadischer Mittelstürmer
Und für alle, die noch nicht wissen, wie das Derby ausgegangen ist, erhöhen wir jetzt die Spannung noch ein bisschen und erzählen euch etwas mehr über den Torschützen mit der Nummer 23: Einige Tage vor dem Spiel durften wir Rick Schofield zu einem Interview treffen. Der 36-jährige Center (Mittelstürmer) verstärkt seit dieser Saison den Kader des HC Pustertal und ist mit seinen 188 cm und 86 kg auch ohne wuchtige Schutzausrüstung eine imposante Erscheinung.
Der Kanadier fühlte sich schon sehr früh auf dem Eis wohl und mit 6 Jahren begann er in der kanadischen House League zu spielen. Ab 14 trainierte er richtig hart und startete schließlich nach Abschluss seines Studiums eine Karriere im Profibereich.
Nach ersten Erfahrungen in der American Hockey League wechselte Rick Schofield nach Europa zum HC Bozen. Ein gelungener Einstand: Mit dem Eishockey-Verein aus der Südtiroler Landeshauptstadt wurde Rick Schofields in seiner Debutsaison gleich Meister.
Danach spielte Rick in Österreich und Deutschland, bevor es ihn wieder nach Südtirol zog. Der Kanadier wohnt seit diesem Sommer zusammen mit seiner Frau Megan, seinen 2 kleinen Töchtern und einem Golden Retriever in einem Dorf nahe Bruneck.
Leben im Pustertal
Rick verrät uns, dass er und seine Familie sich im Pustertal sehr wohlfühlen: Sie haben die alpine Landschaft schon auf zahlreichen Wanderungen erkundet und dabei auch das eine oder andere erfrischende Bad in einem Bergsee genommen.
Der Stürmer darf während der Spielsaison leider nicht Skifahren, aber seine ältere Tochter wird im Winter Skistunden nehmen. Rick ist auch ein Fan der Südtiroler Küche – besonders gut schmecken ihm Speckknödel – und der Südtiroler Weine.
Beruflich läuft es für Rick, der nicht nur im Derby sein Bestes gibt, ebenfalls hervorragend. Die überschaubare Größe der Stadt Bruneck sorgt für eine angenehm familiäre Atmosphäre zwischen Fans und Spielern.
Noch weiter verbessern will Rick seine Deutschkenntnisse: Er versteht Deutsch schon ganz gut und bemüht sich nun, es auch mehr zu sprechen. Nur beim Fluchen will er nichts ändern: Das klappt einfach am besten in seiner Muttersprache Englisch.
Spannung bis zum Schluss
Doch zurück zum Derby. Nach dem ersten Drittel steht es bereits 2:0 für die Wölfe. Das Stadion tobt: Es wird getrommelt, „Puschtra zi sein“ (Pustertaler zu sein) gesungen und immer wieder geschrien. Doch das 2:1 im 2. Drittel bei doppelter Unterzahl der Füchse (beim HC Bozen sind nur 3 Feldspieler auf dem Eis) leitet die Wende ein und dämpft die Begeisterung in der Rienzkurve. Nach dem 2:2 im 3. Drittel laufen die Fans des HC Pustertal noch einmal zur Höchstform auf und feuern die Wölfe lautstark an. Das Spiel geht mit 2:2 in die Verlängerung, und schlussendlich unterliegen die Wölfe den Füchsen mit 2:3.
Natürlich sind die Wölfe-Fans und wir enttäuscht, dass der HC Pustertal dieses Derby nach dem vielversprechenden Start nicht gewonnen hat, aber das Spiel war auch ohne Wunschergebnis ein mitreißendes Erlebnis. Du willst mehr packende Szenen von diesem Derby-Abend sehen? Dann schau dir das Video unten an!
Ein Hockey-Abend in der Intercable Arena in Bruneck ist auch für alle empfehlenswert, die (noch) keine Eishockey-Fans sind: Die Atmosphäre mit Gesang und Anfeuerungen, mit Pausen-Unterhaltung und Kiss-Cam, mit Pizza und Hotdog, mit Bier und Apfel-Glühmix ist eine einzigartige und aufregende Mischung, die der ganzen Familie gefällt.
Denjenigen, die bisher weder etwas vom Bully noch von Icing gehört haben, empfehlen wir, sich vor ihrem ersten Stadionbesuch kurz mit den Grundregeln und Grundbegriffen des Eishockeys auseinanderzusetzen. Ganz ohne Basis-Wissen über Eishockey macht so ein Hockey-Abend unserer Meinung nach nur halb so viel Spaß. Eishockey ist nämlich nicht nur ein sehr körperbetonter, sondern auch ein rasanter Sport. Aber keine Angst – so kompliziert ist Eishockey auch wieder nicht und am Ende dieses Artikels findest du einen kleinen Basis-Guide.
Spaß auf dem Eis
Die 2021 eröffnete Intercable Arena ist ein richtig cooles Eishockey-Stadion mit modernster Technik. Ein Besuch dort lohnt sich nicht nur, um dem HC Pustertal bei einem Heimspiel zuzuschauen, sondern du kannst dich auch selbst aufs Eis wagen.
Im Dezember gibt es noch an 2 Nachmittagen Publikumsläufe und an 5 Abenden von 20 bis 23 Uhr die beliebte DISCO ON ICE, bei der bunte Lichteffekte und tolle Musik für gute Stimmung sorgen. Schlittschuhe und Helm kannst du dir bequem in der Arena ausleihen, und das Tagesbistro des GOWEST.Bar.Restaurant.Sports ist täglich von 10 bis 24 Uhr geöffnet. Im Fan-Shop der Arena kannst du das Maskottchen Rufus als Stofftier und andere HCP-Fan-Artikel sowie Eishockey-Equipment kaufen.
Basisguide Eishockey
Beim Eishockey befinden sich 2 Mannschaften mit normalerweise je 6 Spielern auf dem Eis: 3 Stürmer, 2 Verteidiger und 1 Torwart. Insgesamt umfasst eine Mannschaft rund 20 Spieler und 2 Torhüter. Sowohl für Stürmer als auch für Verteidiger gibt es mehrere Reihen (Lines) im Kader: Die Spieler einer Reihe werden meist gleichzeitig ausgewechselt, sodass die Feldspieler fixe Partner haben.
Bei Spielbeginn und nach jeder Spielunterbrechung gibt es einen Bully: So heißt das Anspiel, bei dem um den Puck-Besitz gekämpft wird. Ziel ist es, bei Puck-Besitz ein Tor zu erzielen bzw. dem Gegner den Puck abzujagen, z.B. mit Körpereinsatz in Form von Bodychecks.
Bei Regelverstößen gibt es eine Strafzeit, die der Spieler auf der Bank absitzt. Die normale Strafzeit beträgt 2 Minuten und erlaubt der gegnerischen Mannschaft eine Überzahlsituation (Power Play), in der sie leichter ein Tor erzielen kann. Trifft die gegnerische Mannschaft ins Tor, ist die Strafzeit automatisch beendet. Beim Eishockey können Spieler beliebig oft ausgewechselt werden.
Ein Spiel geht über 3 mal 20 Minuten. Nach dem 1. und 2. Drittel gibt es jeweils 15 Minuten Pause. Bei jeder Spielunterbrechung – z.B. nach einem Foul oder einem unerlaubten Weitschuss (Icing) – wird die Zeit gestoppt, sodass ein Hockey Spiel meist 2 bis 2,5 Stunden dauert. Gewonnen hat die Mannschaft, die nach dem 3. Drittel mehr Tore erzielt hat. Bei einem Unentschieden geht es in die Verlängerung (Overtime): Wer dann das 1. Tor erzielt, hat gewonnen. Fällt in der Verlängerung kein Tor, kommt es zum Penalty-Schießen. Bei den Spielen überwachen 2 Schiedsrichter und 2 Linienrichter die Einhaltung der Regeln.